Gefahren beim Sammeln


  Zecken und anderes Getier

  Wie jedes Jahr, freuen wir uns, dass der lange Winter - eine eher doch pilzarme
Jahreszeit - vorbei ist und wir endlich wieder in den Wald können. Und schon sind
auch sie wieder da, die Plagegeister in Wald und Flur:
  Zecken, Mücken, Gnitzen, Bremsen und Hirschlausfliegen.

  Zecken

  Alle guten Tipps zur Vermeidung von Zeckenbissen nützen nichts, gar nichts. Nach
einer Waldexkursion zu Hause angekommen, wandert die gesamte Kleidung in die
Waschmaschine und der Feldmykologe unter die Dusche. Und trotzdem: am
nächsten Tag sitzt sie da und hat sich festgebissen: die Zecke, der gemeine
Holzbock (Ixodes ricinus).
  Nun hilft nur eine schnelle komplette Entfernung entweder mit einer Zeckenzange
oder einfach mit dem Fingernagel. Die Bissstelle juckt ein wenig, das wäre nicht so
schlimm, aber Zecken können Krankheiten übertragen.

  Borreliose

  Bei der Borreliose werden mit dem Speichel der Zecke Bakterien übertragen
(Borrelia burgdorferi). Diese verursachen die sogenannte Lyme-Borreliose, benannt
nach dem Ort Lyme, Conneticut, USA, wo diese Krankheit 1976 das erst Mal
entdeckt wurde.
  Eine Impfung gibt es nicht, eine Borreliose ist mit Antibiotika gut behandelbar, nur
erkannt muss sie werden. Sollte sich um die Bissstelle der Zecke ein roter Hof
(ca. 5 Markstück groß) bilden und /oder Hautrötungen auftreten, die nicht jucken,
nur heiß sind und auch noch wandern (Wanderröte) - sofort zum Arzt. Eine nicht
behandelte Borreliose kann Spätfolgen haben.
Aber keine Panik, mit ein bisschen Aufmerksamkeit erkennen Sie diese
Hautveränderungen. Sollten Sie in einer Saison viele Zeckenbisse davongetragen
haben und nicht sicher sein, gehen Sie im Winter zum Arzt und lassen einen
Borreliose-Titer machen. Dabei wird bei einer Blutuntersuchung festgestellt, ob Sie
Antikörper gegen das Bakterium gebildet haben. Falls ja, kann eine Behandlung
erfolgen.
  Da die Borrelien im Magen der Zecke zu finden sind, schützt eine schnelle
Entfernung wohl am besten vor einer Infektion. Vermeiden Sie es, den Hinterleib
der Zecke zu quetschen.
  Längst nicht alle Zecken sind mit diesem Bakterium verseucht, dennoch sind Zecken
mit Borrelien in ganz Deutschland zu finden.

  FSME = Frühsommer-Meningoencephalitis

 

Diese von Zecken übertragbare Krankheit wird durch Viren verursacht. Bei
Erkrankung kann es zu einer Hirnhautentzündung (Meningitis), im schlimmsten Fall
zu einer Gehirnentzündung (Encephalitis) kommen.

  Viruserkrankungen sind nicht so gut behandelbar wie bakterielle Erkrankungen. Bei
Urlaub in Risikogebieten sollten Sie sich daher impfen lassen. Diese Impfung wird
von den meisten Krankenkassen bezahlt.
  Bei uns hier in Niedersachsen wurden noch keine FSME übertragenden Zecken
gefunden.

  Mücken

  Belästigt werden wir durch verschiedenste Arten der großen Gruppe der
Stechmücken (Culicidae), von denen nur die Weibchen Blut saugen, die Männchen
ernähren sich von Nektar.
  Besonders lästig können die sehr kleinen Gnitzen sein, die in großen Schwärmen
über uns herfallen können. Sie hinterlassen sehr kleine, stark juckende Schwellungen.

  Bremsen

  Die Bremsen (Tabanidae) gehören zu den Fliegen. Die Weibchen saugen Blut, die
Männchen Nektar. In Europa sind 160 Arten bekannt.
  Der Stich einer Bremse kann aufgrund des großen Mundapparates sehr schmerzhaft
sein. Die Schwellung ist sehr ausgeprägt und hält zusammen mit einem lästigen
Juckreiz tagelang an.

  Lausfliegen

  Der Name dieser Tiere scheint erfunden und lässt Gruselgeschichten vermuten. Aber
es gibt sie wirklich, die Lausfliegen (Hippoboscidae).
  Im letzten Jahr war sie geradezu an der Tagesordnung, die Hirschlausfliege
(Lipoptena cervi). Platt wie eine Zecke, etwa 3x so groß, ausgestattet mit Flügeln, die
sie vor oder nach dem Zubiss abwerfen kann. Einmal festgebissen, saugt sie Blut wie
eine Zecke. Schwellung und Juckreiz halten lange an.


  Radioaktivität

  Nach dem Reaktorunfall von Tschernobyl im April 1986 wurden auch bei uns keine
Pilze mehr gesammelt. Je nach Fallout-Menge waren Wildtiere, Pflanzen und auch
die Pilze stark radioaktiv belastet.
  Die gemessenen radioaktiven Elemente haben sehr unterschiedliche Halbwertzeiten:
Jod 131 – 8 Tage; Cäsium 134 – 2 Jahre; Cäsium 137 – 30 Jahre. Cäsium 137 ist
demnach das langlebigste emittierte radioaktive Element, das noch immer für die
radioaktive Belastung verantwortlich ist.
  Der Grenzwert für die radioaktive Belastung von Lebensmitteln liegt bei 600 Bq
(Bequerel) pro kg.
  Pilze, die viel Cäsium in ihren Fruchtkörpern anreichern sind z.B.
Marone(Xerocomus badius), die Lacktrichterlinge (Laccaria) und
Frostschneckling (Hygrophorus hypothejus).


  Schwermetalle

 

Pilze nehmen viel stärker als grüne Pflanzen Metallionen in ihr Mycel auf. Diese sind
dann auch in den Fruchtkörpern der Pilze zu finden. Einige Pilzarten sind regelrechte
„Schwermetall-Sammler“. In den Fruchtkörpern können z.B. Blei, Kadmium oder
Quecksilber angereichert werden.

  Besonders hoch sind die Schwermetallbelastungen in gilbenden Champignons:
Schafchampignon (Agaricus arvensis), Dünnfleischiger Anisegerling (Agaricus silvicola),
Schiefknolliger Anisegerling (A. essettei) und Riesenchampignon (A. augustus).
  Aber auch der Riesenschirmling (Macrolepiota procera)
und der Safranschirmling (Macrolepiota rachodes) gehören dazu.
  Bezogen auf radioaktive Belastung und Schwermetallanreicherung empfiehlt das
Bundesgesundheitsministerium nicht mehr als max. 2 Pilzmalzeiten pro Woche.
Als übliche Malzeit gelten 250 g Pilze pro Person.


  Giftpilze

  Die größte Gefahr, der sie sich beim Sammeln von Pilzen aussetzten können, ist
zweifelsohne, dass ihnen in ihren Korb ein Giftpilz gerät.
  Sammeln sie für den Kochtopf nur Arten, die sie genau kennen. Lassen sie sich nicht
von gut gemeinten Ratschlägen durch Freunde oder Bekannte verleiten, unbekannte
Pilze auszuprobieren. Wie gut kennen sich ihre Freunde wirklich aus?
  Unter den ca. 6500 Arten an Großpilzen, die in Deutschland vorkommen, gibt es 180
giftige Arten. Einigen von ihnen sind ohne schnelle und richtige Behandlung tödlich
giftig. So ist beim Grünen Knollenblätterpilz (Amanita phalloides) bereits die geringe
Menge von 0,1 mg frischer Pilz pro kg Körpergewicht tödlich. Damit ist das Gift dieses
Pilzes 10x effektiver, als das Gift der Kreuzotter.
  Sollten Sie sich bei den gesammelten Arten unsicher sein, suchen Sie einen
Pilzsachverständigen DGfM auf.
  In Braunschweig werden in der Pilzsaison regelmäßig kostenlose Beratungstermine
angeboten.

 

Kontaktadresse:

  Staatliches Naturhistorisches Museum, Braunschweig
  Telefon 0531/28892-0

  Hier bekommen Sie auch außerhalb der Beratungszeiten die Adresse eines
Pilzsachverständigen DGfM, der Ihnen weiterhilft.

  Pilzvergiftung

  Sollten Sie sich trotz aller Vorsicht nach einer Pilzmahlzeit unwohl fühlen und eine
Pilzvergiftung vermuten, beachten Sie folgenden wichtigen Punkte:

  Verhalten bei Verdacht einer Pilzvergiftung

  - Putz- und Essensreste aufbewahren
  - Sollten diese nicht mehr vorhanden sein, Erbrochenes aufbewahren
  - Suchen Sie umgehend das nächste Krankenhaus auf
  - Fahren Sie nicht selber, rufen Sie einen Krankenwagen oder ein Taxi

  Wichtige Angaben gegenüber dem Arzt

  - Wie lange nach der Mahlzeit traten die ersten Symptome auf?
  - Wie äußern sich die Symptome?

  Der zuständige Arzt wird über nächstgelegene Giftnotzentrale Kontakt zu
einem Pilzsachverständigen DGfM aufnehmen, der anhand vorhandener
Pilzreste die verspeisten Pilze bestimmt. So kann eine angemessene
Behandlung erfolgen.

  Gift-Informationszentrum Nord
  Robert-Koch-Str. 40, 37075 Göttingen
  Telefon: 0551 / 19240

  Anmerkung: Der Begriff „Pilzsachverständiger“ ist rechtlich nicht geschützt. Jeder,
der sich für einen Pilzfachmann hält, darf sich so nennen.
  Die Deutsche Gesellschaft für Mykologie – DGfM - bildet Pilzsachverständige in
Seminaren aus. Erst nach Nachweis umfangreicher Kenntnisse und einer Prüfung
darf sich ein Pilzkundiger Pilzsachverständiger DGfM nennen. Fragen Sie bei einer
angebotenen Pilzberatung nach der Qualifikation des Ratgebenden.